Marokko 2018 Teil 16
31. August - 20. Oktober 2018
Dienstag 16. Oktober
In
der Nacht gab es Unwetter. Ich war heilfroh das ich auf festem
Untergrund stand und das Wasser gut abfließen konnte. Beim
morgentlichen Brotkauf stellte ich fest das die Straßen zum Teil
großflächig überflutet waren. Meine Weiterfahrt war erst für morgen
geplant und so zog ich mich ins Womo zurück und schaute dem immer noch
heftigen Regen und Sturm zu.
Ein Vorteil hatten diese Wetterkapriolen, das Womodach war anschließend blitzblank sauber.
Zum
Nachmittag hin verzog sich der Regen und hier und da lugte die Sonne
zwischen den Wolken hervor. Ich ging noch einmal zum Zentrum um noch
ein paar Fotos zu machen. Mir fehlte noch eine Ansicht von Assilah von
der Hafenmole aus.


Ich
schlenderte noch ein wenig herum, gönnte mir noch eine (mäßige)
Fischplatte in einem Restaurant bei der Medina und ging zurück zum
Wohnmobil.
Dort kam der Capo auf mich zu weil er noch für den
letzten Tag kassieren wollte. Nebenbei fragte er mich aus und wollte
wissen warum ich denn allein unterwegs sei. Ich erklärte ihm die Sache
mit der Flugzeugreise meiner Frau. Dann fragte er mich ob ich denn
jetzt nachts einsam wäre, er brauchte nur zu telefonieren dann würde
jemand kommen und die Einsamkeit vertreiben. Das war mir dann doch
etwas zu viel der Fürsorge.
Beim
Bezahlen (natürlich hatte er kein
Wechselgeld sodaß ich aufrunden mußte) stellte er fest das ich noch ein
paar Dirham Kleingeld in der Geldbörse hatte. Er meinte ich sollte es
ihm geben da ich es morgen auf der Fähre ohnhin nicht ausgeben könnte.
Altes Schlitzohr!
Mittwoch 17. Oktober
Heute
brach der letzte Tag in Marokko an. Ich fuhr zum Bäcker (die Straßen
waren mittlerweile wieder getrocknet) und anschließend auf die Autobahn
Richtung Tanger Med. An der ersten Raststätte füllte ich noch einmal
den Tank mit dem günstigen Diesel und parkte dann ein zum Frühstück.
Übrigens habe ich an jeder Tankstelle in Marokko mit Kreditkarte
bezahlen können.
Die Einfahrt zum Hafen kann man nicht
verfehlen. Fliegende Händler versuchen bereits vor der Einfahrt
Fährtickets zu verkaufen. Bei mir hatte sie natürlich kein Glück.
Auf
dem Parkplatz vor den Ticketbüros der Fährgesellschaften lief
ein Mann von der Fährgesellschaft herum der einen Stempel auf das
Ticket macht welches ich mir auf dem Campingplatz in Agadir habe
ausdrucken lassen. Ohne Stempel gibt es am Büro keine Boardkarten. Ich
hatte es natürlich falsch gemacht und mußte noch einmal zurücklaufen.
Das war aber kein Problem und hat auch nicht viel Zeit gekostet.
Jetzt
begann der vorletzte Teil des Fährendramas. Mit den Boardkarten erhielt
ich einen großen Zettel auf dem fettgedruckt Barcelona stand. Nanu
dachte ich, wofür der Zettel wenn das Schiff ohnehin nur nach Barcelona
fährt? Ich ahnte Böses.
Dann fährt man auf das Hafengelände. Es
folgen Paß- und Zollkontrolle wobei nicht genau erkennbar ist um welche
Kontrolle es sich handelt. Am besten stoppt man an jedem Häuschen und
hält den ganzen Papierkram aus dem Fenster und wartet ab welche
Dokument gewünscht werden.
Dann wird das Fahrzeug gescannt. Eine
auf einem LKW montierte Vorrichtung fährt über die in Reihe
aufgestellten Fahrzeuge hinweg. Dabei muss man das Fahrzeug verlassen.
Fotografieren ist übrigens verboten.

Als
ich dann in den Wartebereich vor der Fähre einfuhr wurde mein Verdacht
bestätigt, es gab eine Reihe für Barcelona und eine für Sète.

Ich
mailte sofort Sahara Wings an und bat um Aufklärung. Wenig später
erreichte mich die Information das das Schiff jetzt doch wieder nach
Sète fährt. Die Reederei hätte die Agentur nicht darüber informiert.
Ein Umbuchen wäre nicht möglich.
Ich unterhielt mich mit einem
deutschen Motorradfahrer den das gleiche Schicksal getroffen hatte. Er
konnte mich aber beruhigen was die Ausfahrt aus dem Hafen in Barcelona
anbelangt. Er war schon mal da und es wäre total easy. Was den
Zeitaufwand anbelangt meinte er, gibt es keinen Unterschied zwischen
Barcelona und Sète.
Irgendwann begann die Beladung der
Fähre. Ein Mitarbeiter der Fährgesellschaft stapfte noch einmal durch
das Wohnmobil und schaute in die Schränke. Aber ich glaube eher das ihn
die Einrichtung des Mobils interessiert hat denn eine sorgfältige
Kontrolle sieht anders aus.
Dann hieß es Abschied nehmen von Marokko. 7 Wochen waren eine lange Reise.

Noch einmal am Felsen von Gibralta vorbei...

An
Board versuchte ich noch einmal eine Umbuchung nach Sète zu bekommen.
Ich wußte das es aussichtslos war denn schließlich sind die Fahrzeuge
entsprechend der Ziel-Häfen verladen worden. Aber ich wollte zumindest
meiner Verärgerung Ausdruck verleihen.
Die weitere Rückfahrt war
relativ ereignislos bis auf den Sturm den uns am nächsten Tag 3 Stunden
vor Barcelona erwischte. Das Schiff hat ganz schön geschaukelt.

Es
war schon dunkel als wir gegen 20 Uhr in den Hafen von Barcelona
einliefen. Was mich wunderte war die Tatsache das sich direkt hinter
unserem Schiff ein Schlepper einfand und uns begleitete. Offensichtlich
scheint das Anlegemanöver in Barcelona nicht ganz einfach zu sein.

Zu
diesem Zeitpunkt konnte ich nicht ahnen das ich mit meiner Vermutung
nicht falsch gelegen hatte. Genau das Schiff auf dem ich mich befand hatte exakt 2 Wochen
später eine Havarie im Hafen. Was sich dort zugetragen hatte könnt ihr
Hier
sehen.
Unser Anlegemanöver hat auf jeden Fall geklappt. Vom Verlassen des
Schiffs bis auf die Autobahn hat es keine halbe Stunde gedauert. Der
Motorradfahrer hatte recht, die Ausfahrt aus dem Hafens ist völlig
unkompliziert, zweimal rechts und dann im Kreisverkehr links.
Der
Verkehr war anfangs etwas lebhaft. Später beruhigte es sich und ich kam
gut voran. Für die Übernachtung hatte ich mir den Stellplatz innerhalb
der Rastanlage La Jonquera ausgesucht. Aber ich konnte von der Autobahn
aus schon sehen das mir das nicht gefallen würde. Riesige, taghell
erleuchtete Flächen waren zu erkennen. Also fuhr ich weiter ohne die
Autobahn zu verlassen. Ich passierte die Grenze und nahm die erste
Ausfahrt. Den nächsten Stellplatz den ich auf dem Tablet fand war nur 3
Kilometer entfernt in Le Boulou.
( 42.527282, 2.837504 )
Der Platz war fast voll belegt. Das Stehen dort ist bis auf die VE kostenlos.
Donnerstag 18. Oktober
Da
ich heute noch viele Kilometer schaffen wollte schellte der Wecker um 6
Uhr. Der Ort Le Boulou ist fußläufig in 5 Minuten erreichbar und ein
Boulanger war auch schnell gefunden. Endlich wieder ein richtiges
Baguette.
Ohne Frühstück verließ ich den Stellplatz und fuhr auf die Autobahn. An dem Rastplatz Port le Fitou nahm ich mein Frühstück ein.
In
dieser Gegend sind wir früher viel gewesen. Fitou ist nicht nur ein Ort
sondern auch eine Bezeichnung für den Wein der hier produziert wird.
Vom Rastplatz aus schaut man auf den Etang de Leucate, unter anderem bekannt für seine Windsurfreviere.

Für
die Rückfahrt wählte ich ab Sète die gleiche Strecke wie auf der
Hinfahrt. Über die A75 bis Clermont-Ferrand, danach Route National
Richtung Chalon. Bis auf ein paar kleinere Pausen und einen Tankstop
war die Fahrt ereignislos. Am frühen Nachmittag suchte ich mir dann
einen Stellplatz für die nächste Übernachtung aus. Meine Wahl fiel auf
Montceau Les Mines. ( 46.677174, 4.358443 )
Der
kostenlose Stellplatz liegt 10 Geh-Minuten vom Zentrum entfernt. Ich
erkundete den nächsten Boulanger für das Frühstücksbaguette und suchte
nach einem Restaurant. Das Einzige was mir halbwegs gefiel war das
Restaurant der französischen Steakhouse-Kette Buffalo Grill.
Offensichtlich
gefällt es den Franzosen auch gut denn der Laden war gut besucht.
Zusammenfassend kann man sagen ich bin satt geworden mehr aber auch
nicht.

Freitag 19. Oktober
Der
Morgen war recht frisch und es hatte sich Nebel gebildet. Ich stand
zeitig auf, besorgte das Baguette und fuhr ohne Frühstück los. Kurz vor
Besancon ging die Sonne auf.

Kurze Zeit später fand ich einen geeignete Platz für das Frühstück.

Tja, Kühe auf der Weide sind schon etwas anderes als Kamele am Strand.
Die
weiteren Stationen der Rückfahrt waren: Vesoul, Epinal, Nancy, Metz und
Luxemburg. Gegen 18 Uhr war ich wieder zuhause in Köln.
Fazit (nach der ersten Marokko Reise mit dem Wohnmobil)
Wie ihr sicher schon erkannt habt gab es 2 Dinge die wir in dem Urlaub so nicht erwartet hatten: Wetter und Fährpassage.
Das
Wetter war in der Tat in diesem Sommer in Marokko sehr ungewöhnlich:
eher kühl und mit sehr viel Regen. Genauso war in Deutschland das
Wetter im Sommer auch sehr ungewöhnlich: heiß und viel zu trocken. Aber
niemand wird davon ausgehen das sich diese Wettersituationen so bald
wiederholt, weder in Deutschland noch in Marokko. Es war einfach nur
Pech und hat mit dem positiven Gesamteindruck der Reise nichts zu tun.
Genau
so sehe ich die weniger schönen Erfahrungen die ich mit der Fährpassage
erleben durfte: einfach nur Pech. Sie werden mich auf jeden Fall nicht
daran hindern wieder mit dieser Fährverbindung nach Marokko zu reisen.
Übrigens war das Thema Fähre auch zu Hause noch nicht erledigt. Bei der
Durchsicht der Kontoauszüge stellte ich fest das ich die Gutschrift für
die verkürzte Rückfahrt (Barcelona anstelle Sète) noch nicht auf dem Konto
hatte. Mit einer Mail an Sahara Wings bin ich dann doch noch zu meinem
Geld gekommen.
Jetzt aber zu dem Gesamteindruck den wir von der Reise mitgenommen haben.
Marokko
ist ein großartiges und völlig unkomplizertes Reiseland. Und das gilt
ganz besonders für selbst organisierte Touren zum Beispiel mit dem
Wohnmobil. Der einzige Unterschied zu Womo-Reisen innerhalb der EU sind
die etwas aufwändigeren Grenzformalitäten. Aber das gilt ja generell
wenn man die EU verläßt.
Ansonsten braucht man nur
einen Reiseführer und ein Navi mit aktuellen Karten. Und schon
kann es losgehen. Es ist natürlich etwas bequemer wenn man sich einer
geführten Tour anschließt. Aber es ist bei ein wenig Vorbereitung
durchaus im Alleingang möglich.
Natürlich gibt es auch hier einen Haken: Marokko ist groß!
Zum Vergleich:
Flensburg - Obersdorf cirka 820 Kilometer, Tanger - Grenze Westsahara cirka 1060 Kilometer
Aachen
- Görlitz cirka 620 Kilometer, Imsouane (Atlantik) - Figuig
(Algerische Grenze) cirka 830 Kilometer (jeweils Luftlinie)
Wenn man gefragt wird wo man im Urlaub gewesen ist und die Antwort lautet Marokko, kommt meistens: Ah, so...
Wenn man gefragt wird wo man im Urlaub gewesen ist und die Antwort lautet Deutschland, kommt immer die Gegenfrage: ja wo denn?
Zusammenfassend kommt man zu der Erkentnis das man über ein großes Land sehr wenig weiß und das es vieles zu entdecken gibt.
Und
die Unterschiede innerhalb des Landes können kaum größer sein. Das
Marokko nördlich des Atlas Gebirges ist ein anderes als südlich des
Atlas Gebirges.
Und eine weitere Erkenntnis: Mit einer Reise kommt man nicht aus.
Also ist unser Fazit: Marokko, wir kommen wieder!